Safety first - Sicherheit beim Industrieklettern

Sowohl an einer Ausbildung interessierte Einsteiger, als auch Auftraggeber, die einen Job durch qualifizierte Industriekletterer ausführen lassen möchten, können wir beruhigen: "Safety first" ist beim Industrieklettern keine hohle Floskel! Die verschiedenen Sicherheitsregeln, von denen wir einige im Folgenden näher erläutern, sorgen dafür, dass das Arbeitsverfahren der Seilzugangs- und Positionierungstechnik statistisch gesehen sogar sicherer ist, als z.B. der Einsatz von Gerüsten oder auch Personenaufnahmemitteln.

Arbeitsverfahren mit Redundanz im System

Beim Industrieklettern wird im Gegensatz zum Sportklettern ausnahmslos mit einer zweiten Sicherung, also redundant gearbeitet. Jeder Industriekletterer installiert zusätzlich zum eigentlichen Tragseil noch ein weiteres, welches ausschließlich seiner Sicherung dient. In das Sicherungsseil wird ein sogenanntes mitlaufendes Sicherungsgerät eingehängt. Sollte das Tragsystem einmal versagen, blockiert das Sicherungsgerät automatisch, fängt den Höhenarbeiter auf und verhindert so den Absturz. Darüber hinaus ist es wissenswert, dass die Haltbarkeit der Ausrüstung deutlich überdimensioniert ist. Die verwendeten Seile sind z.B. für mindestens 22 kN ausgelegt, sie können also über 2 Tonnen halten!

Genormte und regelmäßig geprüfte Ausrüstung

Für Höhenarbeiten zugelassene Ausrüstung wird nach besonders strengen Normen hergestellt. Dies bietet zwar bereits per se einen hohen Sicherheitsstandard, aber natürlich verlässt man sich in der Praxis nicht allein darauf. Industriekletterer prüfen den Zustand ihrer Ausrüstung vor jeder Benutzung durch Selbstkontrolle und Partnerchecks. Zusätzlich werden alle sicherheitsrelevanten Komponenten mindestens einmal im Jahr durch speziell geschulte Sachkundige für persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz ausführlich überprüft.

Sicherheitsregeln beim "Faktor Mensch"

Nicht nur bei der Ausrüstung, auch im Hinblick auf den menschlichen Faktor sind die Sicherheitsregeln streng. So arbeiten Industriekletterer z.B. niemals allein. Im Notfall ist so immer jemand mit der entsprechenden Ausblildung und Ausrüstung zum Helfen da. Weitere Sicherheit bringt eine Regelung die dafür sorgen soll, dass noch vergleichsweise unerfahrene Anfänger durch fehlendes Know-how, Überforderung oder Selbstüberschätzung nicht sich selbst oder gar unbeteiligte Dritte gefährden. Es wurde verbindlich festgelegt, dass zu einem Industriekletterteam immer auch ein "Aufsichtführender Höhenarbeiter" (höchstes Zertifikatslevel) gehört, der persönlich mit vor Ort ist, um den Einsatz zu leiten und diesen durch eine Gefährdungsbeurteilung und sowie Notfallrettungsplan abzusichern.

Wenngleich die grundsätzliche Organisation des Arbeitsverfahrens und die ganzen Sicherheitsregeln Notfallsituationen kaum noch möglich erscheinen lassen, bereiten sich Industriekletterer intensiv darauf vor. Das Erlernen von Rettungstechniken ist tatsächlich sogar einer der Hauptschwerpunkte in allen Ausbildungsstufen. Da regelmäßiges Training in sicherheitsrelevanten Bereichen besonders wichtig ist, hat man nach bestandener Industriekletterprüfung den Schein auch nicht einfach so und bis in alle Ewigkeit "in der Tasche". Vielmehr muss man seine Fähigkeiten einmal jährlich in Wiederholungsunterweisungen erneut unter Beweis stellen. Tut man dies nicht, erlischt auch das Zertifikat.