Industriekletterer - ein Beruf mit Perspektiven
Was braucht man, um ein Industriekletterer zu werden?
Die wichtigsten persönlichen Voraussetzungen für die Arbeit als Industriekletterer bzw. Industriekletterin sind wohl bedingungslose Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit, körperliche Belastbarkeit, ausgeprägtes Sicherheitsdenken und Verantwortungsbewusstsein. Sehr hilfreich sind weiterhin Improvisationstalent, technisches Verständnis und handwerkliches Geschick. Diese Eigenschaften, kombiniert mit einer soliden und anerkannten Ausbildung in Seilzugangs- und Positionierungstechnik (SZP), wie wir sie im Berufskletterzentrum anbieten, ermöglichen Ihnen verschiedenste Arbeiten als Industriekletterer durchzuführen.
Die
Ausbildung zum Industriekletterer steht als Qualifizierung allen Interessenten offen. Eine bestimmte Berufsausbildung wird nicht vorausgesetzt. Interessenten sollten aber bedenken, dass das "Klettern" hier nicht die Arbeit, sondern vielmehr der "Weg zur Arbeit" ist. Es gilt mit Hilfe der Seiltechnik den Arbeitsplatz schnell und sicher zu erreichen, um dort dann den eigentlichen Job zu erledigen. Dieser ist zwar sehr abwechslungsreich und bietet tolle Perspektiven, aber allein für's Klettern wird wohl niemand bezahlt. Deshalb haben viele Höhenarbeiter einen technischen oder handwerklichen Hintergrund und sehen ihre Weiterbildung im Arbeitsverfahren der Seilzugangstechnik als Möglichkeit, ihr persönliches Know-how auch in der Höhe und an mit herkömmlichen Mitteln nur schwer erreichbaren Stellen zur Anwendung zu bringen. So begrüßen wir in den Lehrgängen im Berufskletterzentrum regelmäßig ein breit gefächertes Teilnehmerfeld aus diversen Fachbereichen, wie z.B. Monteure, Techniker, Handwerker, Gebäudereiniger oder auch Gutachter und Ingenieure.
Auch für Quereinsteiger aus einem völlig themenfremden Lehrberuf oder für angehende Industriekletterer ohne weitere Berufsausbildung eröffnet die Ausbildung etliche Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt und neue persönliche Perspektiven. Viele Firmen oder auch selbstständige Höhenarbeiter bieten Dienstleistungen an, für deren Verrichtung technisches Verständnis und handwerkliches Geschick ausreichen. Andere wiederum sind sogar so hoch spezialisiert, dass die notwendige Fachkompetenz für die anfallenden Arbeiten erst in speziellen Schulungen erlernt werden kann. Immer mehr Industriekletterer sind heute im Boom-Markt der erneuerbaren Energien weltweit im Einsatz.
Was macht eigentlich ein Industriekletterer?
Das Berufsbild eines Industriekletterers ist abwechslungsreich und breit gefächert. Der Aufgabenbereich kann dabei abhängig vom jeweiligen Arbeitsverhältnis sehr unterschiedlich ausfallen. Typische Einsatzbereiche für Industriekletterer sind z.B.:
- Arbeiten im Hoch- oder Tiefbau
- Wartungs- und Reinigungsarbeiten an Fassaden (Glasreinigung, Fassadensanierung, Schallschutz, Anstriche...)
- Werbung (Großplakate, Folien, Beleuchtung, Installationen...)
- Inspektion und Wartung von Windenergieanlagen, Rotorblattservice
- Installation von kollektiven Absturzschutzmaßnahmen
- Gittermasten, Mobilfunk- und Blitzschutzanlagen (Drehmomentprüfungen, Antennenmontage...)
- Veranstaltungstechnik & Messebau (Auf- und Abbauarbeiten, Bühnenbau, Stadiontechnik...)
- Kessel- oder Silobefahrungen (Kesselreinigung)
- Schädlingsbekämpfung (Montage von Systemen zur Vogelabwehr)
- Denkmalschutz (Schadensbegutachtung, Bauwerksicherung, Reinigung, Restaurierung...)
- Hang- und Felssicherung
Industriekletterer: Aufklärung zu häufig genutzten Begriffen
Bei den Begriffen, die das Arbeitsverfahren oder die ausführenden Personen beschreiben, gibt es keine allgemeingültige Regelung. Dies führt bei Einsteigern regelmäßig zu einiger Verwirrung. Man kann von Industriekletterern, Gewerbekletterern, Fassadenkletterern und Höhenarbeitern lesen, die Wikipedia titelt ihren Beitrag mit "Seilunterstützte Zugangstechniken", der Fachverband FISAT führt den Begriff "Seilunterstützte Arbeitstechnik" im Namen und die technische Regel für Betriebssicherheit (TRBS 2121 Teil 3) trägt den wunderschönen Namen "Bereitstellung und Benutzung von Zugangs- und Positionierungsverfahren unter Zuhilfenahme von Seilen". Für das Arbeitsverfahren war lange Zeit der Begriff "Seilzugangstechnik" (SZT) geläufig. Da man sich mit Hilfe von Seilen jedoch nicht nur Zugang verschafft, sondern auch am Arbeitsplatz positioniert, hat man sich beim FISAT mit der Berufsgenossenschaft auf den treffenderen Begriff "Seilzugangs- und Positionierungstechnik" (SZP) verständigt. Davon abgeleitet müssten die ausführenden Arbeiter/ -innen dann wohl "Seilzugangs- und Positionierungstechniker" heißen, in der Praxis ist jedoch eher von Höhenarbeiter, Industriekletterer oder mitunter auch Seiltechniker die Rede. Das FISAT-Zertifikat selbst weist den Besitzer als "Höhenarbeiter" aus. Im Berufskletterzentrum nutzen wir in der Regel den Begriff Industrieklettern / Industriekletterer, da dieser sehr gut die Abgrenzung zum Fachbereich "Baumklettern" (Seilklettertechnik SKT) oder auch zum Sportklettern ermöglicht. Außerdem ist der "Industriekletterer" auch umgangssprachlich bereits weit verbreitet.
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